Da Ostern quasi vor der Tür steht, dachte ich mir, ich erzähle ein wenig darüber, wie man in Österreich dieses Fest feiert. Vera hat bereits einige sehr interessante Texte zu diesem Thema in die Bibliothek gestellt und ich werde versuchen, diese Texte durch ein paar Schilderungen aus meiner Kindheit bzw. durch die Beschreibung einiger lokaler Bräuche zu ergänzen.
Ostern ist für gläubige Erwachsene zweifellos eines der wichtigsten Feste. Neben den Erwachsenen freuen sich aber auch Kinder sehr über Ostern. Die Gründe mögen andere sein, aber ein Fest ist es allemal. So haben wir als Kinder schon Tage vor dem Ostersonntag ein Osternest gebaut. Dem Brauch zufolge kommt nämlich der Osterhase frühmorgens am Ostersonntag und füllt die Nester mit Geschenken. Diese Nester müssen aber von den Kindern erst gesucht - und vor allem gefunden - werden.
In manchen Familien, so auch in meiner, ist es so, dass die Kinder in freudiger Erwartung schon Nester bauen, um dann am Ostersonntag überrascht festzustellen, dass der “überarbeitete” Osterhase (so meist die Erkärung der Eltern, die versuchten, ihre Sprösslinge zu trösten, wenn diese - den Tränen nahe - vor einem verwaisten Osternest standen) wohl auf ein anderes Versteck ausgewichen ist.
In den meisten Familien wird aber von vornherein erklärt, der Osterhase verstecke die Geschenke in von ihm gebauten Nestern, so dass die Kinder gleich zu suchen beginnen müssen.
Mir hat das Bauen des Nestes immer viel Spaß gemacht. Wir rissen dabei einige Grashalme aus und bauten ein, zumeist rundes, Nest: geräumig sollte es natürlich sein, damit der Osterhase genug Platz vorfand, um seine - hoffentlich zahlreichen - Geschenke abzulegen. Wenn ein Geschwister ein besonders großes Nest gebaut hatte, wollte man natürlich nicht nachstehen und ging gleich daran, es ihm gleichzutun.
Zu groß sollte das Nest aber auch nicht ausfallen, weil man - das hatten einem die Eltern eingebläut - auch nicht unbescheiden wirken sollte, sonst bringt einem der Osterhase zum Schluss gar nichts.
Jedenfalls waren meistens die von uns selbst gebauten Osternester leer. Das lag natürlich daran, dass wir unsere Eltern nicht eingeweiht und ihnen nicht gesagt hatten, wo sich die von uns gebauten Nester befanden.
Die Suche nach den Nestern war dann aber immer aufregend. Vor allem, wenn eines meiner Geschwister schon ein Nest gefunden hatte. Die Erwachsenen trotteten den Kindern wie ein Schwarm lästiger Fliegen hinterher, zumindest empfand man das als Kind oft so, weil man von den Erwachsenen ohnehin nur in die Irre geführt wurde. Da wurde feist gelogen und das Kind zum Gaudium der Erwachsenen schon mal in die völlig falsche Richtung geschickt. Böse war das nie gemeint, vielmehr wollte man die freudige Anspannung, die bei den Kindern zweifellos vorhanden war, auch als Erwachsener ein wenig auskosten.
Groß war natürlich die Freude, wenn das eifrige Suchen letztendlich mit einem entsprechenden Fund sein gelungenes Ende fand. Schokolade-Osterhasen, Ostereier, Zuckerln, das eine oder andere kleinere Spielzeug und, zumindest in meinem Fall, immer ein Buch. Das war die reiche Ausbeute, mit der sich dann auch das etwas närrische Treiben, das die Erwachsenen mit einem anstellten, in den Augen von uns Kindern rechtfertigen ließ.
Als der Glaube an den Osterhasen der Erkenntnis um die spendablen Eltern gewichen war, blieb der Ablauf unverändert. Das Feixen wurde freilich hemmungsloser und während man als Kind noch wohlwollend Anleitungen erhielt, wie und vor allem wo man denn am besten suchen sollte, so war man als Jugendlicher der Schadenfreude der Erwachsenen ausgeliefert, die sich einen Jux daraus machten, dich in die Irre zu führen. Spaß hatten aber alle Beteiligten daran, denn auch als Jugendlicher ließ man sich gerne mal ein wenig an der Nase herumführen, wenn man dafür einen “lässigen” (= coolen) Pullover oder ähnliches geschenkt bekam.
Als Kinder haben wir aber neben dem Suchen des Osternestes auch noch andere Bräuche genossen. So zum Beispiel das “Eierpecken” und das “Eierrollen”. Beide Spiele eigneten sich hervorragend dazu, den gerade in Form des Osternestes gehobenen Schatz um einige Wertstücke zu erweitern. Das “Eierpecken” läuft folgendermaßen ab: Zwei Kontrahenten nehmen jeweils ein Ei in die Hand. Ziel dieses Wettkampfes ist es, mit dem eigenen Ei das Ei des Gegners zu beschädigen. Bleibt das eigene Ei dabei unversehrt, erhält man als “Beute” das Ei des Gegners oder - in der von uns oft gespielten Variante - einen anderen zuvor gesetzten Einsatz (ein Stück Schokolade, Nüsse etc.).
Waren beide Eier beschädigt, galt der Kampf als unentschieden und man musste ihn mit anderen Eiern erneut austragen. So manch gefinkelter Eierpecker soll zuweilen schon einmal ein Gipsei verwendet haben, um sich so einen klaren Vorteil zu verschaffen. Wurde er dabei erwischt, musste er all das, was er gewonnen hatte, wieder zurückgeben und manchmal gab’s als Draufgabe noch einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintern.
Das Eierrollen lief schon weniger martialisch ab. Da blieben die Eier sowohl beim Sieger als auch beim Verlierer ganz. Ziel war es, die Eier so weit wie möglich zu rollen und zwar entweder direkt durch eine Bewegung aus dem Handgelenk heraus oder indem man sie über ein hochgelagertes Brett abrollen ließ. Wer sein Ei am weitesten rollte, bekam als Trophäe die Eier aller anderen Spieler.
Am Karsamstag gab es dann auch noch das Osterfeuer. An sich ein netter Brauch, der aber im Laufe der Zeit zu sprichwörtlich “dicker Luft” geführt hat. Mancher Zeitgenosse verwechselte diesen Brauch mit einer Möglichkeit, Sondermüll loszuwerden. Dann hing noch am nächsten Tag Rauch in der Luft. In der Zwischenzeit sind private Osterfeuer verboten. In den meisten Gemeinden ist nur mehr ein zentrales Osterfeuer, das unter der Aufsicht der lokalen Feuerwehr veranstaltet wird, zugelassen.
Alles in allem ist Ostern fest im Brauchtum unseres Landes verankert und erfreut sich auch bei nicht gläubigen Menschen ob der vielen geselligen Möglichkeiten, diese Feiertage zu verbringen, großer Beliebtheit.