Osterbräuche und Kindheitserinnerungen

Da Ostern quasi vor der Tür steht, dachte ich mir, ich erzähle ein wenig darüber, wie man in Österreich dieses Fest feiert. Vera hat bereits einige sehr interessante Texte zu diesem Thema in die Bibliothek gestellt und ich werde versuchen, diese Texte durch ein paar Schilderungen aus meiner Kindheit bzw. durch die Beschreibung einiger lokaler Bräuche zu ergänzen.

Ostern ist für gläubige Erwachsene zweifellos eines der wichtigsten Feste. Neben den Erwachsenen freuen sich aber auch Kinder sehr über Ostern. Die Gründe mögen andere sein, aber ein Fest ist es allemal. So haben wir als Kinder schon Tage vor dem Ostersonntag ein Osternest gebaut. Dem Brauch zufolge kommt nämlich der Osterhase frühmorgens am Ostersonntag und füllt die Nester mit Geschenken. Diese Nester müssen aber von den Kindern erst gesucht - und vor allem gefunden - werden.

In manchen Familien, so auch in meiner, ist es so, dass die Kinder in freudiger Erwartung schon Nester bauen, um dann am Ostersonntag überrascht festzustellen, dass der “überarbeitete” Osterhase (so meist die Erkärung der Eltern, die versuchten, ihre Sprösslinge zu trösten, wenn diese - den Tränen nahe - vor einem verwaisten Osternest standen) wohl auf ein anderes Versteck ausgewichen ist.

In den meisten Familien wird aber von vornherein erklärt, der Osterhase verstecke die Geschenke in von ihm gebauten Nestern, so dass die Kinder gleich zu suchen beginnen müssen.

Mir hat das Bauen des Nestes immer viel Spaß gemacht. Wir rissen dabei einige Grashalme aus und bauten ein, zumeist rundes, Nest: geräumig sollte es natürlich sein, damit der Osterhase genug Platz vorfand, um seine - hoffentlich zahlreichen - Geschenke abzulegen. Wenn ein Geschwister ein besonders großes Nest gebaut hatte, wollte man natürlich nicht nachstehen und ging gleich daran, es ihm gleichzutun.

Zu groß sollte das Nest aber auch nicht ausfallen, weil man - das hatten einem die Eltern eingebläut - auch nicht unbescheiden wirken sollte, sonst bringt einem der Osterhase zum Schluss gar nichts.

Jedenfalls waren meistens die von uns selbst gebauten Osternester leer. Das lag natürlich daran, dass wir unsere Eltern nicht eingeweiht und ihnen nicht gesagt hatten, wo sich die von uns gebauten Nester befanden.

Die Suche nach den Nestern war dann aber immer aufregend. Vor allem, wenn eines meiner Geschwister schon ein Nest gefunden hatte. Die Erwachsenen trotteten den Kindern wie ein Schwarm lästiger Fliegen hinterher, zumindest empfand man das als Kind oft so, weil man von den Erwachsenen ohnehin nur in die Irre geführt wurde. Da wurde feist gelogen und das Kind zum Gaudium der Erwachsenen schon mal in die völlig falsche Richtung geschickt. Böse war das nie gemeint, vielmehr wollte man die freudige Anspannung, die bei den Kindern zweifellos vorhanden war, auch als Erwachsener ein wenig auskosten.

Groß war natürlich die Freude, wenn das eifrige Suchen letztendlich mit einem entsprechenden Fund sein gelungenes Ende fand. Schokolade-Osterhasen, Ostereier, Zuckerln, das eine oder andere kleinere Spielzeug und, zumindest in meinem Fall, immer ein Buch. Das war die reiche Ausbeute, mit der sich dann auch das etwas närrische Treiben, das die Erwachsenen mit einem anstellten, in den Augen von uns Kindern rechtfertigen ließ.

Als der Glaube an den Osterhasen der Erkenntnis um die spendablen Eltern gewichen war, blieb der Ablauf unverändert. Das Feixen wurde freilich hemmungsloser und während man als Kind noch wohlwollend Anleitungen erhielt, wie und vor allem wo man denn am besten suchen sollte, so war man als Jugendlicher der Schadenfreude der Erwachsenen ausgeliefert, die sich einen Jux daraus machten, dich in die Irre zu führen. Spaß hatten aber alle Beteiligten daran, denn auch als Jugendlicher ließ man sich gerne mal ein wenig an der Nase herumführen, wenn man dafür einen “lässigen” (= coolen) Pullover oder ähnliches geschenkt bekam.

Als Kinder haben wir aber neben dem Suchen des Osternestes auch noch andere Bräuche genossen. So zum Beispiel das “Eierpecken” und das “Eierrollen”. Beide Spiele eigneten sich hervorragend dazu, den gerade in Form des Osternestes gehobenen Schatz um einige Wertstücke zu erweitern. Das “Eierpecken” läuft folgendermaßen ab: Zwei Kontrahenten nehmen jeweils ein Ei in die Hand. Ziel dieses Wettkampfes ist es, mit dem eigenen Ei das Ei des Gegners zu beschädigen. Bleibt das eigene Ei dabei unversehrt, erhält man als “Beute” das Ei des Gegners oder - in der von uns oft gespielten Variante - einen anderen zuvor gesetzten Einsatz (ein Stück Schokolade, Nüsse etc.).

Waren beide Eier beschädigt, galt der Kampf als unentschieden und man musste ihn mit anderen Eiern erneut austragen. So manch gefinkelter Eierpecker soll zuweilen schon einmal ein Gipsei verwendet haben, um sich so einen klaren Vorteil zu verschaffen. Wurde er dabei erwischt, musste er all das, was er gewonnen hatte, wieder zurückgeben und manchmal gab’s als Draufgabe noch einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintern.

Das Eierrollen lief schon weniger martialisch ab. Da blieben die Eier sowohl beim Sieger als auch beim Verlierer ganz. Ziel war es, die Eier so weit wie möglich zu rollen und zwar entweder direkt durch eine Bewegung aus dem Handgelenk heraus oder indem man sie über ein hochgelagertes Brett abrollen ließ. Wer sein Ei am weitesten rollte, bekam als Trophäe die Eier aller anderen Spieler.

Am Karsamstag gab es dann auch noch das Osterfeuer. An sich ein netter Brauch, der aber im Laufe der Zeit zu sprichwörtlich “dicker Luft” geführt hat. Mancher Zeitgenosse verwechselte diesen Brauch mit einer Möglichkeit, Sondermüll loszuwerden. Dann hing noch am nächsten Tag Rauch in der Luft. In der Zwischenzeit sind private Osterfeuer verboten. In den meisten Gemeinden ist nur mehr ein zentrales Osterfeuer, das unter der Aufsicht der lokalen Feuerwehr veranstaltet wird, zugelassen.

Alles in allem ist Ostern fest im Brauchtum unseres Landes verankert und erfreut sich auch bei nicht gläubigen Menschen ob der vielen geselligen Möglichkeiten, diese Feiertage zu verbringen, großer Beliebtheit.

ad Robert: “…Groß war natürlich die Freude, wenn das eifrige Suchen letztendlich mit einem entsprechenden Fund sein gelungenes Ende fand. Schokolade-Osterhasen, Ostereier, Zuckerln, das eine oder andere kleinere Spielzeug und, zumindest in meinem Fall, immer ein Buch…”

Ein Buch, eh? Ein Wörterbuch vielleicht…!? ¦:-D

Im Ernst, ich finde es schon sehr interessant, dass es bei euch so viele Oster-Bräuche gibt. (Also, dass die Kinder nach den Eiern suchen müssen, und so…)

Bei uns kriegen die Kinder meistens nur “Easter Eggs” (Eier aus schokolade also) und normalerweise bekommen sie die direkt von den Eltern ausgeteilt. (In unserer Familie war das zumindest immer so.)

ad Jay: Nein, damals waren das noch keine Wörterbücher :wink: Aber ich habe mir immer Bücher gewünscht, in denen es recht abenteuerlich zuging. Am liebsten waren mir damals Bücher über Kinder in meinem Alter, die in anderen Ländern lebten. Da stellte ich mir dann immer vor, wir seien Freunde, die gemeinsam unheimlich viele Abenteuer bestehen müssen.

Es gibt noch mehr Bräuche. Zum Beispiel die “Osterratschen”. Zwischen dem Tod Jesu und seiner Auferstehung dürfen keine Glocken läuten, weil Glocken eher feierlichen Anlässen dienen sollen. Daher übernehmen die Funktion des Glockenläutens, vor allem auf dem Land, die “Ratschenbuam” (Bua = Bub = Junge). Die gehen dann durchs Dorf, manchmal von Haus zu Haus, und sammeln auch Eier oder Süßigkeiten. Meistens sagen sie dabei Sprüche auf, wie zum Beispiel folgenden Spruch:

“Wir ratschen, wir ratschen zum Englischen Gruß,
den jeder katholische Christ beten muss.
Kniet’s nieder, kniet’s nieder auf eure Knie,
bet’s drei Vaterunser und drei Avemarie.”

Der “englische Gruß” hat übrigens nichts mit England zu tun, sondern steht für den Engel Gabriel, der angeblich Maria gegrüßt hat.

Eine Ratsche macht einen ganz typischen Lärm. Der hochdeutsche Ausdruck ist glaube ich “Holzklöppel”. Auf jeden Fall machen diese Dinger ein klapperndes Geräusch.

In manchen österreichischen Dialekten steht “ratschen” übrigens auch für “sich unterhalten, tratschen”. “Mia suitn wieda moi ratschn” - Wir sollten wieder einmal miteinander reden. Vielleicht deshalb, weil man beim vielen Reden soviel Lärm macht wie die Ratschen. Aber das ist nur eine Vermutung von mir.

ad Robert “…Mia suitn wieda moi ratschn…”

“Mia” anstatt “wir” ist doch genau das, was man auch in Bayern sagt!

Weißt du, Robert, ich würde es sehr interessant finden, wenn du irgendwann mal ein Youtube-Video auf Dialekt machen würdest. Ich denke mal, ich wäre vielleicht sogar in der Lage, ein Bisschen (bzw. “a bissle”!) zu verstehen. :wink:

Übrigens: ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe von diesen “Holzkloppeln” schon mal gehört: sind sie nicht die Dinge, die man früher auch bei Fußballspielen manchmal gesehen hat? (Oder vielleicht vielmehr “gehört hat”!) Oder denke ich da an etwas Anderes?

ad Jay: (…) Weißt du, Robert, ich würde es sehr interessant finden, wenn du irgendwann mal ein Youtube-Video auf Dialekt machen würdest. Ich denke mal, ich wäre vielleicht sogar in der Lage, ein Bisschen (bzw. “a bissle”!) zu verstehen. :wink: (…)

Ich kann gerne einmal ein Video machen, in dem ich im Dialekt spreche und ich bin mir sicher, dass du viel verstehen würdest. Ich muss aber gleich dazu sagen, dass ich keinen “reinen lokalen” Dialekt spreche, sondern eher eine Mischform. Ich spreche also zum Beispiel nicht Südsteirisch, obwohl ich in der Südsteiermark lebe. Ich bin als Kind in verschiedenen Gegenden Österreichs aufgewachsen und fast alle meiner Geschwister sind in einem anderen Bundesland geboren. Auch meine Eltern sprechen nicht den lokalen Dialekt, sondern eher eine Mischform. Wir sind aber alle eindeutig als Österreicher zu erkennen :wink:

Das Bayerische hat übrigens sehr viel gemein mit unseren Dialekten. Die Bayern sagen ja auch “Bua” und “Buam”. Die Betonung ist zuweilen ein wenig anders und auch die Intonation, aber viele Begriffe sind gleich.

Kann schon sein, dass manche Fußballfans ratschenähnliche Geräte mit ins Stadion nehmen. Lärm kann man jedenfalls mit ihnen machen :slight_smile:

Ich gehe schon lange in kein Fußballstadion mehr, weil es dort einfach zu viele Probleme mit “Radaubrüdern”, sprich “Hooligans”, gibt. Außerdem werden immer mehr Fußballclubs, nicht nur in Österreich, von rechtsradikalen Gruppen unterwandert und das finde ich schlichtweg zum Speiben (“speiben” ist der umgangssprachliche österreichische Ausdruck für “kotzen”, obwohl auch in Österreich in der Zwischenzeit viele das Wort “kotzen” verwenden).

@Robert: “…weil es dort einfach zu viele Probleme mit “Radaubrüdern”, sprich “Hooligans”, gibt. Außerdem werden immer mehr Fußballclubs, nicht nur in Österreich, von rechtsradikalen Gruppen unterwandert und das finde ich schlichtweg zum Speiben…”

In den 80er Jahren traf dies auch bei vielen englischen Clubs zu (Hooligans sowie Rechtsradikaler.) Heute ist das glücklicherweise kein sehr großes Problem mehr bei uns. (Es bleibt jedoch der Fall, dass englische Fans wegen der bösen Zeit immer noch einen ziemlich schlechten Ruf haben - bei der WM, usw.)

Meiner Meinung nach sollte man Radaubrüder ganz einfach in Knastbrüder verwandeln - und zwar ohne Bewährung! :wink:

“Weißt du, Robert, ich würde es sehr interessant finden, wenn du irgendwann mal ein Youtube-Video auf Dialekt machen würdest.”

Ich würde das auch sehr interessant finden, aber vielliecht würde ich das Video 100 mal sehen, weil ich den österreichische Dialekt verstehen will.

Ich bin in 1986 geboren. Deswegen habe ich keine Erfahrungen mit Hooligans von den 80er Jahren. Ich habe einmal ein Fußballspeil zwischen Millwall und Crystal Palace gesehen, als ich in London gewohnt und rund 9 Jarhe alt war. Das Fußballspiel war sehr langweilig, aber ich habe viele Kraftausdrücke gelernt. :smiley:

Ad CPJ: (…) Ich bin in 1986 geboren. (…)

Wow, dann bist du genau in dem Jahr geboren, in dem ich das erste Mal in England war (ich war nur zwei Mal dort; das zweite Mal exakt 20 Jahre später).

Ich glaube nicht, dass du Dir das Video 100 Mal ansehen müsstest. Mein Dialekt ist, glaube ich, nicht so schwer zu verstehen.

Die Kraftausdrücke würden mich gar nicht so sehr stören (obwohl ich grundsätzlich kein Freund einer Ausdrucksweise bin, bei der ein Schimpfwort an das andere gereiht wird ;-). Die rassistischen Sprechchöre, die es in der Zwischenzeit bei fast allen Ligaspielen in den meisten europäischen Ländern gibt, die finde ich hingegen wirklich erbärmlich. Ich habe vor einigen Tagen im Internet einen Artikel über diese rassistischen Aktionen in Fußballstadien gelesen. In dem Artikel wurden auch mehrere Fotos veröffentlicht und da zeigte sich, dass praktisch alle bekannten europäischen Clubs von diesem Phänomen betroffen waren. Offenbar haben sie allesamt ihre Fans nicht so im Griff, wie dies notwendig wäre.

Obwohl auch in diesem Artikel stand, dass die Engländer in diesem Bereich offenbar wesentlich konsequenter gegen die Übeltäter vorgehen und daher in der Zwischenzeit tatsächlich weniger Probleme haben als andere Nationen. Rassistische Sprechchöre scheint es aber auch dort noch zu geben - aber wie gesagt, seltener als in anderen Ländern.

Trotzdem ändert sich im Großen und Ganzen unsere Gesellschaft in dieser Hinsicht zum Positiven. Ein paar unverbesserliche Dummköpfe wird es immer geben und auch das Wiedererstarken gewisser radikaler (politischer) Gruppierungen ist sicherlich Grund genug, die Hände nicht einfach selbstzufrieden in den Schoß zu legen. Aber als ich mir das letzte Länderspiel der österreichischen Nationalmannschaft angesehen und mitbekommen habe, wie die Zuschauer jubelten, nachdem unser (erster und bisher einziger) farbiger Österreicher im Nationalteam ein Tor geschossen hatte, hat mir das Hoffnung gegeben.

Irgendwann werden’s auch die letzten Rassisten begreifen, dass sie einfach ein Brett vor dem Kopf haben. Was sie mit dieser Erkenntnis machen werden, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Manche werden vielleicht einsichtig, andere wahrscheinlich noch aggressiver. Dann betreiben sie, wie Soldaten im Krieg, die Rückzugsgefechte führen, wahrscheinlich eine Politik der verbrannten Erde. Das merkt man ja auch bei den ganzen Nazi-Parteien, die überall in Europa wieder aus dem Boden sprießen.

Was österreichische Dialekte anbelangt, finde ich übrigens die Dialekte in Salzburg und Oberösterreich am schönsten. Der niederösterreichische Dialekt ist auch ganz nett. Am wenigsten gefällt mir der Dialekt der Region, in der ich lebe ;-). Deshalb habe ich ihn wohl auch nicht übernommen.

Aber das ist wohl alles Geschmackssache. Je nachdem, wie es sich zeitlich ausgeht, werde ich versuchen, das Video in den nächsten Tagen zu machen. “sich ausgehen” ist übrigens auch eine typisch österreichische Formulierung und heißt hier soviel wie “wenn es meine Zeit zulässt”.

Ein Link zu einem Video, in dem kurz über das “Ratschen” gesprochen wird - zum Teil im Dialekt :wink:

http://www.kleinezeitung.at/allgemein/video/multimedia.do?action=showEntry_VideoDetail&project=462&id=328838

@CPJ: “…weil ich den österreichische Dialekt verstehen will…”

Und das wirst du - es ist lediglich eine Frage der Zeit, denk ich. :wink:

(Ich meine, du wohnst und arbeitest jetzt in Österreich, stimmt’s? Wenn du dort bleibst, wirst du dich sicherlich allmählich daran gewöhnen, wie die Leute reden, und wie sich das vom Hochdeutsch unterscheidet.)

Allerdings bin ich auch ganz fest der Meinung, wir sollten uns (als Ausländer, die Deutsch als Fremdsprache lernen) immer hauptsächlich auf Hochdeutsch konzentrieren! Dass man lernt einen Dialekt zu verstehen, ist eine Sache. Aber einen Dialekt auch zu sprechen, wäre vielleicht keine so wunderbare Idea?

Ich meine, stell dir einen Kerl aus Deutschland vor, der sich bemühen würde, “Cockney-Englisch” zu sprechen - würde man ihm überhaupt ernst nehmen? Ich weiß nicht…

Ich finde die Dialekte von Deutsch sehr schön, aber ich würde es selber niemals wagen, einen Dialekt zu sprechen! :-0

@ Robert - Danke für das video. Ich freue mich darauf, dein Video zu sehen.

"Wow, dann bist du genau in dem Jahr geboren, in dem ich das erste Mal in England war (ich war nur zwei Mal dort; das zweite Mal exakt 20 Jahre später). "

Ich war in Kalifornien geboren, und habe nur von 1994 bis 2004 in London gelebt.

Ich habe gehört, dass es viel Rassismus in Österreich gibt, aber vielleicht gibt es nicht mehr als in anderen europäischen Länder. Was denkst du davon?

Ich war nicht so alt, aber ich kann mich an Hooligans in der Fußball Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich errinern. In dieser Weltmeisterschaft war englishe Hooligans ein großes Problem, und diese Thema war immer in den Nachrichten. Nachdem haben die Behörden in England viel Bemühen um diese Gewalt in Ausland zu verhindern.

@ J_for_Jones

Ja, ich wohne und arbeite in Wien. Ohne Zweifel werde ich Dialekt verstehen. Natürlich muss ich mich erste auf Hochdeutsch konzentrieren. Ich hab kein Ziel dialekt zu sprechen.

Ich hab in Wien eine Österreicherin getroffen, die Englisch mit einem ‘cockney’ Akzent spricht. Ich hab 10 Jahre in London gelebt und habe keinen London Akzent, aber sie hat 2 Jahre dort gelebt und spricht gleich wie meine Freunde aus London.

ad CPJ: (…) Ich habe gehört, dass es viel Rassismus in Österreich gibt, aber vielleicht gibt es nicht mehr als in anderen europäischen Länder. Was denkst du davon?
(…)

Es schmerzt mich immer, wenn Leute Opfer von Rassismus werden, gleich wo. Als Österreicher fühle ich mich besonders beschämt, wenn Menschen so etwas in meinem Heimatland widerfährt. Man hat dafür sogar ein Wort im Deutschen geschaffen, das so genannte “Fremdschämen”, d. h., man schämt sich für Dinge, die andere tun.

Rassismus ist leider auch in Österreich ein Problem. Wenn man sich EUROSTAT-Zahlen (amtliche statistische Zahlen für den europäischen Raum) und die Ergebnisse der EUROBAROMETER-Untersuchungen (Befragungen von Bürgern innerhalb der EU) ansieht, dann steht Österreich meistens jedoch viel besser da als so manch anderes europäische Land. Aber natürlich ist jeder einzelne Fall ein Fall zu viel.

Österreichern wird in dieser Hinsicht auch oft nachgesagt, dass sie wie bellende Hunde seien, die nicht beißen. Das heißt, es wird gerne geschimpft, aber es kommt zu wenigen Gewalttaten in diesem Bereich. Ob man Opfer von rassistischen oder ausländerfeindlichen Übergriffen verbaler oder körperlicher Art wird, hängt von vielen Faktoren ab. Beschimpfungen sind leider nicht so selten, aber körperliche Gewalt aus ausländerfeindlichen oder rassistischen Gründen ist in Österreich meiner Meinung nach sehr selten.

Ich habe selbst zwei ausländische Schwägerinnen, wobei man meiner mexikanischen Schwägerin sehr deutlich ansieht, dass sie nicht aus Österreich kommt. Sie lebt seit mehr als 15 Jahren hier und bis auf einen Fall, in dem ein Betrunkener im Streit eine ausländerfeindliche Bemerkung gemacht hat, gab es bisher keine Probleme.

Türken z. B. haben es in Österreich leider viel schwerer. Da wird viel gehetzt, vor allem von der rechts-nationalen Partei (ich bin mir sicher, du weißt, wen ich meine). Das Spannende an diesen Dummköpfen ist, dass viele ihrer Parteimitglieder, allen voran ihr Parteivorsitzender, Namen tragen, die slawischen Ursprungs sind. “Strache” kommt von “strah” und das bedeutet “Angst”. Wahrscheinlich redet dieser Mann aus “Angst” so viel Unsinn :wink:

Wichtig ist, dass man nicht verallgemeinert. Ich habe manchmal auch sehr negative Erfahrungen im Ausland gemacht (obwohl die überwiegende Mehrheit meiner Erfahrungen ausgesprochen positiv war), die mich zum Teil geprägt haben, aber nicht so, dass ich zu Hause versucht habe, mich sozusagen an Ausländern dafür zu “revanchieren”, dass ich als Ausländer Probleme hatte, sondern vielmehr insofern, als dass ich in Bezug auf diese Thematik noch sensibler geworden bin.

Ich halte Österreich alles in allem für ein Land, in dem man als Ausländer gut leben kann. Einen gewissen Alltagsrassismus gibt es leider fast überall. Dummköpfe sterben leider nicht aus. Es gibt ein Sprichwort im Deutschen, das auch ich als nicht gläubiger Mensch manchmal verwende: Gott hat allem eine Grenze gesetzt, nur nicht der Dummheit der Menschen.

Zum Thema Rassismus: ich habe einmal auf einem Postamt in Deutschland beobachtet, wie ein Kerl aus Griechenland von den Beamtern ziemlich hart behandelt wurde, und zwar vor aller Öffentlichkeit! Es ging irgendwie darum, dass er Geld nach Griechenland überweisen wollte. Man hat ihm quasi die Geldwäscherei vorgeworfen! Ob das nun zurecht war - keine Ahnung. Aber ich hatte schon das Gefühl, dass sie ihm nicht ganz richtig behandelt haben. Ihr Ton war nicht sehr schön, irgendwie…

(Das hatte übrigens ganz und gar nichts mit der ganzen Finanzkrise der letzten Zeit zu tun - es war eine ganze Weile her.)

Als Engländer wurde ich kein einziges Mal in Deutschland schlecht behandelt - ganz im Gegenteil. Lustigerweise haben viele Leute in Deutschland die Idea, wir seien alle wahre “Gentlemen”…!

“Ich halte Österreich alles in allem für ein Land, in dem man als Ausländer gut leben kann.”

Das ist bisher meine Erfahrung in Österreich, aber ich wohne nur seit 10 Monaten hier. Ich habe die Frage über Rassismus gestellt, weil viele Menchen, die aus Österreich oder Groß Britannian kommen, gesagt haben, dass es sehr viel Rassismus in Österreiche gibt. Aber es war nicht klar für mich, ob das die Wahrheit oder nur eine Übertreibung ist.

In Groß Britanian haben wir natürlich Rassismus, aber es ist schwierig zu sagen, wie groß ein Problem Rassismus ist. Wenn man glaubt jede was die BBC sagt, würde man denken, dass wir sehr rassistisch sind, aber ich halte das für politische Korrektheit (J_for_Jones wird über ‘crazy leftists’ schreiben :D). Ich habe einigemal Alltagsrassismus gesehen, als ich in London und Glasgow gelebt habe.

Warum haben Türken schwerer Probleme als andere Ausländer? Hängt das die Kriege zwischen Osmanisches Reich und Europa ab?

ad Jay: Es gibt wohl Gruppen von Ausländern, die eher Gefahr laufen, diskriminiert zu werden, als andere. Das ist auf eine Reihe von Gründen zurückzuführen. Ich glaube, dass ich als Österreicher im Regelfall in Großbritannien auch weniger Schwierigkeiten haben werde, als beispielsweise jemand aus Afghanistan. Obwohl ich genauso ein Ausländer bin wie der Afghane, ist mein Grad der “Unterschiedlichkeit” bzw. des “Andersseins” ein geringerer und deshalb könnte auch die Ablehnung, auf die ich stoße, eine geringere sein.

Bis zu einem gewissen Grad kann man durch das eigene Verhalten und das persönliche Auftreten anderen Menschen gegenüber sicherlich auch beeinflussen, wie man von anderen wahrgenommen bzw. behandelt wird. Wenn es jemand auf dich abgesehen hat, kannst du jedoch der beste Mensch dieser Welt sein und du wirst trotzdem keine Ruhe finden. Wir haben im Deutschen ein Sprichwort: Es kann der Bravste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Ad CPJ:

Im internationalen Vergleich glaube ich wirklich, dass Österreich nicht so schlecht abschneidet, wenn es um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geht, obwohl - wie schon einmal erwähnt - jeder fremdenfeindliche oder rassistische Akt einer zuviel ist. Die Frage, wie rassistisch die österreichische Gesellschaft ist, ist natürlich auch insofern nicht so leicht zu beantworten, als dass die Wahrnehmung solcher Vorfälle nicht einheitlich ist. Ich selbst bin auch schon als Rassist beschimpft worden, weil ich eine Gruppe von Afrikanerinnen in einem Zugabteil gebeten hatte, sie mögen doch bitte nicht so herumschreien und ihren Müll im dafür vorgesehenen Behälter und nicht einfach auf dem Boden des Zugabteils entsorgen.

Ich halte Österreich jedenfalls für einen Ausländer nicht für “gefährlicher” als irgendein anderes europäisches Land. Österreich hat weltweit noch immer eine der geringsten Verbrechensraten und das schließt auch Gewalt gegen Fremde ein. Verbale oder emotionale Ablehnung ist wohl verbreiteter; meiner Meinung nach aber auch nicht in einem größeren Ausmaß als in den meisten Ländern, die ich bisher besucht habe. Japaner schimpfen über Koreaner, Thais über Vietnamesen, Kolombianer über Mexikaner, US-Amerikaner über Mexikaner etc. Diese Liste ließe sich wohl - leider - sehr lange fortsetzen.

Es gibt meiner Auffassung nach trotzdem so etwas wie ein “allgemeines gesellschaftliches Klima”, das grundsätzlich fremdenfreundlich oder fremdenfeindlich sein kann. Trotz relativ guter Gesetze zum Schutz von Menschen vor rassistischen Übergriffen, bin ich der Meinung, dass im gesamten Westen (Europa, Nordamerika, Australien…) eine Grundeinstellung herrscht, die dazu führt, dass Fremden zunächst mit Misstrauen und zuweilen mit offener Ablehnung begegnet wird.

Das hat wohl unterschiedliche Gründe und ist sicherlich auch in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich stark ausgeprägt.

Was die Lage der Türken in Deutschland und Österreich anbelangt, so könnte man darüber wohl ein Buch schreiben und trotzdem würde man nicht alle Aspekte zur Gänze erfassen können. Ich werde aber versuchen, einige Punkte kurz zu umreißen:

In den 60er Jahren wurden hunderttausende Türken nach Österreich und Deutschland geholt, um in unseren Ländern den wirtschaftlichen Aufschwung zu sichern. Es gab eigene Agenturen,die massiv und aktiv in der Türkei um diese Arbeitskräfte geworben haben. Der Plan bestand darin, diese Arbeitskräfte, die im Nachkriegs-Deutschland genauso fehlten wie im Nachkriegs-Österreich, nach 3 Jahren wieder nach Hause zu schicken.

Weder die Deutschen noch die Österreicher waren daran interessiert, dass sich diese so genannten “Gastarbeiter” hier integrieren. Niemand verlangte von ihnen, unsere Sprache zu lernen, sich mit unserer Kultur zu beschäftigen, sich zu integrieren. Man wollte ihre Arbeitskraft, alles andere war schlichtweg egal.

Nach drei Jahren hätten die Leute nach Hause fahren sollen, denn ihre Verträge waren abgelaufen. Die Österreicher (ich nehme an, bei den Deutschen war es ähnlich, aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen) haben aber gemerkt, dass diese Arbeiter sehr nützlich und vor allem auch für unseren wirtschaftlichen Aufschwung notwendig waren. Man hat sie also einfach weiter “geduldet”, ohne ihre Verträge offiziell zu verlängern.

Den Türken war das auch recht, weil sie verhältnismäßig gut verdienten und Geld nach Hause schicken konnten.

An der Einstellung der Österreicher, nämlich von den Türken keine Integration zu verlangen, hatte sich nichts geändert und auch viele Türken hatten daran kein Interesse, weil sie eigentlich nicht wirklich für immer hier bleiben wollten.

Es verging jedoch immer mehr Zeit und die Menschen gründeten hier Familien, brachten Kinder auf die Welt, die in die Schule gingen. Dort sollten sie Deutsch lernen, wurden aber meist auch nicht als “vollwertige” Schüler gesehen, weil sie ja “nur” Gastarbeiterkinder waren.

Die türkischen Familien hatten oft auch kein Interesse daran, dass ihre Kinder hier zur Schule gehen, weil sie mit der österreichischen Kultur nicht vertraut waren, diese zum Teil - unter anderem aus religiösen Gründen - nicht für gut fanden etc.

Daraus entwickelte sich ein Kreislauf aus gegenseitiger Gleichgültigkeit, die zu einem Nebeneinander statt einem Miteinander und im Laufe der Zeit zu immer tieferen Gräben führte. Man spricht in diesem Zusammenhang oft vom Entstehen von “Parallelgesellschaften”.

Bei den türkischen Gastarbeitern kam hinzu, dass das keine Menschen aus Großstädten waren, sondern aus Anatolien. Das ist eine der wirtschaftlich ärmsten Regionen, mit teilweise archaisch anmutenden Gesellschaftsstrukturen (auch heute noch). Viele der Türken, die hierher kamen, waren Kurden, die viel traditioneller und konservativer waren als Türken aus Istanbul, Ankara usw.

Die Tatsache, dass die meisten Türken Moslems sind und vor allem ihre Frauen (auf Grund der Kleidungsvorschriften) auch schnell als “andersartig” wahrgenommen werden, hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass sie eher als “fremd” eingestuft werden als andere.

Unter den türkischen Einwanderern hat sich relativ rasch ein starker Gemeinschaftssinn entwickelt, der jedoch eher zu verstärkter Abschottung als zu mehr Integration führte. Auch heute ist ein großes Problem der Umstand, dass in vielen türkischen Familien zu Hause kaum Deutsch gesprochen wird. Türkische Schüler schneiden - auch in der zweiten und dritten Generation - bei Sprachtests wesentlich schlechter ab als Einwanderer, die beispielsweise aus slawischen Ländern kommen.

Die Ereignisse vom 11. September haben sicherlich auch zu einer Verschärfung der Situation beigetragen, weil dem Islam insgesamt mit mehr Misstrauen begegnet wird.

Trotz allem darf man nicht vergessen, dass es sehr viele gut integrierte Türken gibt und dass viele Österreicher mit ihren türkischen Mitbewohnern keine Probleme haben.

Dennoch sind sie - auch weil sie zahlenmäßig unter den Einwanderern relativ stark vertreten sind - leicht als Gruppe wahrzunehmen und auf Grund ihrer kulturellen und religiösen Andersartigkeit ein leichtes Ziel für die Angriffe von rechtsgerichteten politischen Gruppierungen.

Es gibt zweifelsohne eine ganze Reihe von Problemen, die innerhalb der türkischen Gemeinschaft gelöst werden müssen (unter anderem den Umstand, dass die Jugendkriminalität unter türkischen Jugendlichen im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen sehr hoch ist).

In der Zwischenzeit ist Kritik an Türken ein so genannter “Selbstläufer” in der Politik rechter Parteien. “Selbstläufer” bedeutet, dass man eigentlich nicht viel tun muss, weil alles “von selbst läuft”. Wenn es einen Artikel über einen Straftäter in einer Zeitung gibt und der Täter einen türkischen Namen hat, dann läuft alles an Vorurteilen und Verallgemeinerungen ab, was eben von rechten Parteien tagtäglich der Bevölkerung präsentiert wird.

Ich will nicht leugnen, dass es Probleme gibt. Aber ich weigere mich, dieser völlig undifferenzierten Betrachtungsweise, der zufolge alle Türken unwillig seien, sich zu integrieren und eine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellten, beizupflichten.

Unter den jungen Menschen ist vieles ohnehin besser geworden. Nationalistische Gruppierungen versuchen zwar gerade auch bei Jugendlichen auf Stimmenfang zu gehen, aber grundsätzlich schätze ich die Entwicklung so ein, dass unsere Gesellschaft viel offener und fremdenfreundlicher geworden ist. Dazu zählt auch eine offene - und manchmal schmerzhafte - Auseinandersetzung mit den Übeln unserer Zeit. Je mehr eine Gesellschaft bereit ist, sich zu öffnen, umso heftiger wird der Widerstand jener, die sich gegen diese Öffnung wehren und in dieser eine Bedrohung ihrer eigenen Lebensweise sehen.

Daraus resultiert meiner Meinung auch der - in ganz Europa - wiedererstarkende Nationalismus. Die BNP in Großbritannien ist in dieser Hinsicht genauso schlimm wie die NPD in Deutschland, die FPÖ in Österreich, die Lega Nord in Italien, der Vlaams Blok in Belgien, die neue Nazi-Partei in Griechenland, die Partei des ungarischen Ministerpräsidenten Orban usw.

In diesem Sinne finde ich, dass Österreich eigentlich nicht verdient, als besonders rassistisch dargestellt zu werden. Ich weiß nicht, welche Erfahrungen, die von dir genannten Menschen gemacht haben, die meinten, Österreicher seien ausgesprochen rassistisch. Wie gesagt, Dummköpfe und Verbrecher gibt es überall, aber Österreich ist sicherlich kein Hort von Rassisten.

ad Robert: “…Bis zu einem gewissen Grad kann man durch das eigene Verhalten und das persönliche Auftreten anderen Menschen gegenüber sicherlich auch beeinflussen, wie man von anderen wahrgenommen bzw. behandelt wird…”

Das sehe ich genauso. Ich glaube, man bewegt sich manchmal auf einem ziemlich schmalen Grad zwischen Vorurteile im Sinne von Rassismus und Vorurteile, die eigentlich (zumindest bis zu einem gewissen Punkt) nicht ganz ohne Gründe sind.

Nehmen wir an, es wäre der Fall, dass viele Leute aus Afghanistan (oder aus den anderen muslimischen Ländern) eine ganz andere Vorstellung von “woman’s rights” (wie sagt man das auf Deutsch? "Frauenrechte…?) hätten als die meisten Europäer. Angenommen dies wäre der Fall, dann wäre es auch kein Wunder, wenn sich ein Vater in Deutschland oder Österreich nicht geradazu begeistern könnte, dass seine Tochter mit einem Kerl aus Afghanistan verlobt wäre…

Würden sich negative Gefühle in einem solchen Fall auf Rassismus berühen? Oder ginge es vielleicht vielmehr um Kultur und Religion? Oder ganz schlicht um Verhalten Frauen gegenüber…?

“Ich halte Österreich jedenfalls für einen Ausländer nicht für “gefährlicher” als irgendein anderes europäisches Land.”

Ich habe das bemerkt. Wenn ich am Abend in der U-Bahn fahre, bemerke ich viele Menchen, die iPads und teure Handys benützen, und ich spiele auch mit meiner Handy. In London würde ich das nicht tun. Stattdessen verstecke ich meine Handy, um sie nicht gestohlen zu weden.

Diese Geschichte von Türken in Österreich habe ich von anderen europäischen Länder gehört. Leute kommen nach Europa zu arbeiten und integrieren sich nicht. Wenn Einwanderer die Sprache nicht lernen wöllen, ich weiß nicht, ob man sie zwingen soll. Aber es wäre ein Problem für seine Kinder.

ad Jay: (…) Würden sich negative Gefühle in einem solchen Fall auf Rassismus berühen? Oder ginge es vielleicht vielmehr um Kultur und Religion? Oder ganz schlicht um Verhalten Frauen gegenüber…? (…)

Das wäre für mich eindeutig kein Fall von Rassismus. Hier geht es einfach um grundlegende Werte. Die Missachtung der Frauen ist im Übrigen kein spezifisch muslimisches Problem. In Österreich gibt es, wie in vielen anderen Ländern, eine hohe Dunkelziffer bei den gegen Frauen verübten Gewalttaten und die Täter stammen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen. Gewalt in der Familie ist ebenfalls ein Problem.

Eine meiner Cousinen lebt seit mehr als 16 Jahren mit einem Türken zusammen. Er ist Moslem, sie Katholikin. Er ist einer der respektvollsten Menschen, die ich kenne. Er spricht besser Deutsch als mancher, der hier geboren wurde, und ist ein sehr offener Mensch. Er hält sich an gewisse Vorschriften seiner Religion (kein Schweinefleisch, kein Alkohol etc.), aber meine Cousine trägt weder einen Schleier, noch ein Kopftuch etc.

Sie ist auch Katholikin geblieben und die beiden führen trotzdem eine harmonische Beziehung. Wenn der entsprechende Wille vorhanden ist, kann Religion nie ein Problem sein.

Beschneidungen und ähnliche Phänomene liegen oft in kulturellen Traditionen begründet und haben kaum etwas mit Religion zu tun.

Jeder Mensch hat das Recht, mit Respekt behandelt zu werden. Für ein friedliches Zusammenleben ist aber eine gewisse Kompromissbereitschaft erforderlich. Ich muss auf andere zugehen können, ohne dabei grundlegende Werte zu opfern. Ich bin für einen offenen Umgang mit anderen Kulturen, das darf aber meiner Meinung nicht bedeuten, dass grundlegende Werte über Bord geworfen werden.

Ich halte mich dabei an einfache Grundregeln, die zum Großteil in der Erklärung der universellen Menschenrechte widergespiegelt werden.

Religion und Kultur dürfen nur soweit Spielraum bekommen, soweit dadurch nicht die Würde eines Menschen verletzt wird. Aber das ist ein sehr komplexes Thema.

ad CPJ:

Das Erlernen der Sprache des Landes, in dem ich leben möchte, ist für mich eine Frage des Respektes. Ich erwarte von niemandem, dass er unsere Sprache perfekt spricht, aber wer hier leben möchte, sollte meiner Meinung nach schon allein aus Gründen der Achtung vor dem Gastland die Sprache lernen. Außerdem ergeben sich dadurch natürlich auch praktische Vorteile.

Allen Unkenrufen zum Trotz ist es letzendlich auch so, dass die meisten hier lebenden Ausländer gut Deutsch sprechen.

Oft werden Konflikte künstlich aufgebauscht, damit politische Gruppierungen daraus Kapital schlagen können.

Übrigens finde ich es toll, dass Du und Jay hier auf Deutsch schreibt.

ad Robert: “…Eine meiner Cousinen lebt seit mehr als 16 Jahren mit einem Türken zusammen. Er ist Moslem, sie Katholikin. Er ist einer der respektvollsten Menschen, die ich kenne. Er spricht besser Deutsch als mancher, der hier geboren wurde, und ist ein sehr offener Mensch. Er hält sich an gewisse Vorschriften seiner Religion (kein Schweinefleisch, kein Alkohol etc.), aber meine Cousine trägt weder einen Schleier, noch ein Kopftuch etc…”

Ja, ich weiß, es gibt viele Muslime, die ganz nette mäßige und vernünftige Leute sind :wink:

Und soweit ich weiß, gilt dies für die Mehrheit der Muslime, die aus der Türkei und aus Bosnian stammen.

Das ist aber anders bei manchen Muslimen aus den konservativeren Teilen der Islamischen Welt. Es ist leider so, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl (immerhin aber eine Minderheit) der Muslime, die hier in Großbritannian leben, schon relativ radikale Ansichten haben - etwa was Juden oder Frauen anbetrifft. Und man gewinnt schon den Eindruck, dass sehr viele Leute (Politiker usw) überhaupt nicht bereit sind, diese Ansichten anzugreifen, weil sie Angst haben, als Rassisten dargestellt zu werden.

Diese Einstellung finde ich nicht nur falsch sondern auch gefährlich, denn es gibt schließlich einen deutlichen Unterschied zwischen Ablehnung aufgrund von Rasse und Ablehnung aufgrund von Ideen oder Verhalten.

Ich finde also, du hast vollkommen Recht, indem du sagst: wir dürfen unsere grundlegende Werte niemals opfern, auch wenn wir ernsthaft versuchen, einen offenen Umgang mit diesen anderen Kulturen zu haben.

ad Robert: “…Übrigens finde ich es toll, dass Du und Jay hier auf Deutsch schreibt…”

Ich wünsche nur, ich könnte es besser schreiben! (Eine ziemlich komplitzierte Sprache habt ihr! :-P)