Zunächst vielen Dank für Eure Antworten. Es ist spannend zu lesen, warum sich Leute dazu entschließen, Deutsch zu lernen. Dass Deutschsprachige in der Kunst im Allgemeinen, und wohl insbesondere in der Literatur und Musik, eine bedeutende Rolle gespielt haben (und zum Teil auch noch spielen), scheint einer der Hauptgründe zu sein.
Es freut mich auch zu hören, dass offenbar nicht alle Deutsch als schroff klingende Sprache empfinden. Natürlich sind gerade unsere Mitlaute wesentlich härter als zum Beispiel in romanischen Sprachen (wobei sich hier die Aussprache im Österreichischen auch ein wenig von der in Deutschland unterscheidet und wohl innerhalb Deutschlands auch von Region zu Region unterschiedlich ist), dennoch glaube ich, dass ein Großteil dieser Einschätzung unter anderem auf das Bild zurückzuführen ist, dass durch die Zeit aus dem zweiten Weltkrieg und unmittelbar danach entstanden ist. In vielen amerikanischen Filmen, die ich gesehen habe (und auch in russischen, französischen, italienischen Filmen) werden Deutschsprechende oft als Personen dargestellt, die sprechen, als ob sie ein Maschinengewehr verschluckt hätten.
Zum Glück gibt es aber heute für Sprachinteressierte verstärkt die Möglichkeit, sich Filme im Original anzusehen bzw. mit Muttersprachlern in Kontakt zu treten (z. B. über skype). Das hilft hoffentlich auch, sich einen etwas aktuelleren Eindruck von einer Sprache zu verschaffen.
Was mir am Deutschen besonders gefällt, ist die Möglichkeit, sich sehr präzise auszudrücken. Natürlich bin ich hier nicht ganz unvoreingenommen, weil Deutsch meine Muttersprache ist, und letztendlich hängt diese Einschätzung wohl auch damit zusammen, dass ich in keiner anderen Sprache einen vergleichbar großen aktiven Wortschatz habe.
Steve hat erwähnt, dass es rund 100 Millionen Menschen gibt, die Deutsch als Muttersprache sprechen. Das macht das Deutsche übrigens zur meistgesprochenen Muttersprache Europas, weit vor dem Englischen.
Ad Lilac:
Auch ich mag Hesse besonders gern. Am liebsten habe ich “Narziss und Goldmund” (alte Schreibweise: Narziß und Goldmund) gelesen. Aber auch “Steppenwolf” und “Siddharta” sind wunderbare Bücher.
Ein sehr interessanter jüngerer, zeitgenössischer Autor ist übrigens Daniel Kehlmann. Er ist gebürtiger Münchner, lebt aber schon seit geraumer Zeit in Wien.
Es freut mich natürlich zu hören, dass Du auch einen Sprachkurs in Österreich in Betracht ziehen würdest. Ich kann mich an ein Gespräch mit einem ehemaligen Studienkollegen erinnern, der ein Jahr Deutsch in England unterrichtete. Das Erste, was er von der englischen Deutschlehrerin zu hören bekam, als er den Klassenraum betrat, war: “Können Sie auch Hochdeutsch sprechen?”. Mein Kollege schmunzelte nur und meinte: “Kein Problem, nur mein Bundesdeutsch ist nicht so gut”.
Ad Chris:
“heuer” steht im Österreichischen für “dieses Jahr”, “diesjährig” usw.
Beispiel: Wohin fährst du heuer auf Urlaub? = Wohin fährst du dieses Jahr auf Urlaub?
Du kannst auch ein Adjektiv daraus machen = heurig
Wie war dein heuriger Urlaub? = Wie war dein diesjähriger Urlaub? Wie war dein Urlaub in diesem Jahr?
“Jänner” ist die österreichische Variante für “Januar”. Früher sagten wir auch oft “Feber” anstatt “Februar”. “Feber” wird heutzutage aber meines Erachtens wesentlich seltener verwendet.
“Zuckerl” ist vergleichbar mit “Bonbon” im Bundesdeutschen.
Wir verwenden diesen Begriff aber ich im übertragenen Sinn, um auszudrücken, dass etwas wirklich besonders gut ist.
Beispiel: Dieses Musikstück ist ein echtes Zuckerl.
In diesem Satz hat “Zuckerl” die Bedeutung von “Gustostückerl”, wobei das unter Umständen auch ein österreichischer Ausdruck ist. Ich bin mir da jetzt nicht ganz sicher.
Natürlich ist das umgangssprachlich, aber ich finde den Ausdruck sehr nett.
“Staubzucker” wird von den Deutschen meines Wissens als “Puderzucker” bezeichnet.
“Fiaker” ist ein Pferdekutscher, wobei man diesen Begriff vor allem für die Pferdekutscher in Wien verwendet.
Die von Dir genannten Formulierungen wie “hau di” und “hau di ah zu” kenne ich ehrlich gesagt nicht. “Ich haue dich” hat ursprünglich eine ganz andere Bedeutung, nämlich “Ich schlage dich”. Das ist wohl eine regional verwendete Formulierung oder Jugendsprache. Mir ist das noch nie untergekommen. Man lernt eben nie aus.
“Wüst an Köch” = Eigentlich sollte es “Wüst an Kölch” heißen (wobei “Kölch” hier für “Kelch” steht), aber Du hast das schon richtig geschrieben, weil man beim Sprechen das “l” kaum mehr hört. Ich glaube, das ist eher Wienerisch. Aktiv verwende ich diese Formulierung nicht. Es bedeutet soviel wie “Wüst an Wickel?”. Beide Formulierungen bedeuten in etwa “Willst Du Streit haben?”, “Suchst Du einen Streit?”.
Vielleicht werde ich das eine oder andere Video zu typisch österreichischen Ausdrücken und Begriffen machen. Leider - und ich bitte, das nicht falsch zu verstehen - geraten typisch österreichische Wörter immer mehr in Vergessenheit, weil der Einfluss des Bundesdeutschen - vor allem durch die heute zahlreichen privaten Fernsehsender, die man empfangen kann - einfach zu groß ist.
Ich habe selbstverständlich nichts gegen das Bundesdeutsche. Sprachenvielfalt ist etwas Wunderschönes. Ich finde es nur schade, wenn es zu keinem wirklichen Sprachaustausch, sondern zu einer Verdrängung einer Sprachvariante durch die andere kommt. Die Schuld dafür liegt aber nicht bei den Deutschen, sondern bei den Österreichern, die sich zu wenig um die Pflege ihrer eigenen Sprache kümmern. Letztendlich ist aber Sprache einem steten Wandel unterworfen und spiegelt wohl auch gewisse gesellschaftliche Zusammenhänge wider.
Es ist auch immer wieder sehr unterhaltsam, wenn ich mich mit meinen deutschen Verwandten unterhalte und wir feststellen, wie sehr sich zuweilen idiomatische Ausdrücke voneinander unterscheiden, die in Österreich bzw. Deutschland verwendet werden. Gerade diese Unterschiede machen aber auch den Reiz einer jeden Sprache aus - finde ich zumindest.
Übrigens soll jemand einmal gesagt haben, dass Österreicher und Deutsche “durch eine gemeinsame Sprache getrennt sind”
Das war natürlich ein wenig sarkastisch gemeint.
Abschließend möchte ich Euch allen zu Euren Deutschkenntnissen gratulieren. Es macht Spaß, Eure Einträge zu lesen. Vielen Dank jedenfalls für Eure Rückmeldungen.