mir fällt es häufig schwer, das Deutsch eines Ausländers in meiner eigenen Muttersprache Deutsch zu beurteilen. Unser Freund Benny, der irische Polyglot war ja zuletzt drei Monate in Berlin um dort Deutsch zu lernen. Er hat ein sehr kurzes Interview ins Netz gestellt, http://www.fluentin3months.com/interview-in-german/. Wie findet Ihr sein Niveau? Ich finde es recht ok, obwohl ich ihn keine Sekunde für einen waschechten Berliner halten würden. Meiner Meinung ist auch nicht der Akzent der kritische Punkt, es ist vielmehr die nicht authentische Wortwahl sowie Grammatikunsicherheiten. Ein weiterer Aspekt der wichtig ist für eine genauere Beurteilung des Deutschniveaus ist aber auch, das Vokabular einer Person in vielen unterschiedlichen Themenbereichen abschätzen zu können, und das ist mit so einem kurzen Clip natürlich nicht möglich,
Also nach dem ersten Hinhören war klar, dass das ein talentierter Sprachenlerner ist, der seine verbalen Möglichkeiten maximal ausnützt und in der kurzen Zeit sicher sehr viel gelernt hat oder aufgefrischt hat. Er sagt ja, dass er ein Abitur in Deutsch abgelegt hat. Dass er am Hörtest gescheitert ist wundert mich nicht, aber C2 ist schon sehr schwer, man muss so gut wie alles verstehen, was ein gebildeter Muttersprachler versteht, inklusive Umgangssprache, und das will bei Deutsch schon was heißen (verschiedene Akzente und Soziolekte etc. selbst in der Standardsprache, ohne Dialekte). Wie er C2 schriftlich bewältigt hat, kann ich mir nicht vorstellen, der Lesetest ist sicher zu schaffen, wenn man viel gelesen hat und außerdem viele Sprachen kann, die einem helfen, Bedeutungen zu erraten.
Für mich ist er im Schnitt auf einem guten B1 Niveau (streng genommen). Wie Friedemann schreibt, kann man sein Vokabular in verschiedenen Bereichen nicht ausreichend nach diesem Clip beurteilen. Möglicherweise könnter er über einige Themen sehr gut sprechen, dann könnte man ihm B2 zubilligen, C1 höchstens in Teilbereichen.
‘fluent’ ist er allemal, das muss man ihm neidlos zubilligen, und der Akzent ist nicht sehr störend. Manchmal imitiert er verblüffend gut den muttersprachlichen Akzent und hat auch gelernt Konnektoren und alle möglichen Floskeln sehr idiomatisch einzusetzen. Er könnte sich sicher in einem Jahr noch sehr verbessern. Wir werden ja wahrscheinlich noch etwas von ihm hören.
Um ehrlich zu sein bin ich ein Bischen enttäuscht. Benny ist ein guter Fremdsprachenlerner. Er hatte 5 Jahre Deutsch in der Schule gelernt und hatte schon vorher in Deutschland gevohnt. Dann hat er 3 monader in Vollzeit studiert. Ich hatte mir mehr erwartet.
5 Jahre Deutsch in der Schule ist nicht so viel. Ich kenne viele Leute die viele Jahre eine Sprache in die Schule lernen, und kein Wort sprechen. Ich finde das er es sehr gut gemacht hat, auch weil er viel gestudiert hat, statt sprechen. Und ich glaube es ist klar das Benny besser kann sprechen als studieren… Entschuldigung für meinen Deutsch. Normalerweise bin ich nicht wie Benny, haha, ich kann besser studieren als sprechen, aber in Deutsch kann ich nur sprechen, nicht schreiben.
Du scheinst ja viel vom theoretischen Hintergrund des Sprachenlernens zu verstehen. Ich bin immer wieder beeindruckt von manchen Filmschauspielern, die es schaffen, in einer anderen Sprache sehr athentisch rüberzukommen. Ein Beispiel ist die Deutsche Franka Potente in dem spanischsprachigen Film “Che”. Ihr Spanisch klingt wirklich sehr gut. Auf der anderen Seite sind dies auswendig gelernte und geübte Sätze. Das Ziel in einer spontanen Situation als Muttersprachler durchzugehen ist fast unmöglich. Insofern war Benny’s Ziel von vorneherein unrealistisch. Ich tippe auch mal, dass sein Vokabular weniger gut ist wenn er sich von seinem Lieblingsthema, dem Sprachenlernen, etwas entfernt,
Benny hatte schon eine gute Basis in Deutsch. Zu mindestens wusste er wie die Deutsche Grammatik funktioniert, auch wenn er die Sprache nicht beherrscht. Ich habe auch ein video von Ihn gesehn, am Anfang seiner Studienzeit Berlin und er war gar nicht schlecht. Ich glaube das auf dieser Basis, 3 Monate vollzeit studieren, in Berlin, darf genug Zeit sein um ein besser Niveau zu erreichen. So wie Friedemann hat gesagt, es schaut aus als er nur ein begrenzt Wordschatz hat. Von seinem Ziel, wie ein Berliner zu sprechen, ist er noch sehr weit entfernt. Aber dann muss mann sehr viel hören und eventuel sprechen.
Ich weiss nicht wie er studiert hat. Iche werde die Folgende weise studieren.
FSI research indicates that it takes 480 hours to reach basic fluency in group 1 languages, and 720 hours for group 2-4 languages.
If we are able to put in 10 hours a day, then basic fluency in the easy languages should take 48 days, and for difficult languages 72 days. Accounting for days off, this equates to two months or three months time. If you only put in 5 hours a day, it will take twice as long.
Is ten hours a day reasonable? It could be. Here is a sample day.
8-12: Alternate listening, reading and vocabulary review using LingQ, Anki or some other system.
12-2: rest, exercise, lunch, while listening to the language.
2-3: grammar review
3-4: write
4-5: talk via skype or with locals if in the country
5-7: rest
7-10: relaxation in the language, movies, songs, or going out with friends in the language, depending on availability.
Ich hatte im April mit Benny gesprochen und da war sein Deutsch schon überraschend gut. Er war damals schon mindestens ein guter Beginner 2, also A2, im Verständnis damals auf jeden Fall auch schon Intermediate 1, denn ich konnte mich richtig mit ihm unterhalten ohne das Tempo beim Sprechen herausnehmen zu müssen. Er macht immer noch Grammatikfehler, aber weniger als im April. Ansonsten teile ich Reinhards Einschätzung bezüglich des Niveaus.
Vom Ziel wie ein Deutscher und gar wie ein Berliner zu klingen ist er weit entfernt, aber dieses Ziel fand ich von vorneherein unrealisitisch und ich weiß ich nicht, warum das erstrebenswert sein sollte. Wie Reinhard finde ich seine Aussprache aber insgesamt ganz gut, aber insbesondere beim “ch” hört man deutlich, dass er aus dem englischen Sprachraum kommt.