LingQ benutzen, um Faust zu lesen

Ja, das heißt nämlich der Faust von Goethe. Was haltet ihr davon, das LingQ-System zu benutzen, um mich mit diesem dichten Werk (sowohl was die Größe umgeht, als auch mit dem Inhalt selbst) endgültig auseinanderzusetzen? Reichen die aktuellen Wörterbücher? Brauche ich einen Kommentar dazu, oder könnte ich die ganze Geschichte allein mit LingQ lesen? Ich habe schon lange vorgehabt, eine zweisprachige Buchausgabe zu kaufen, die ich dann von Hand schreiben würde, um die Geschichte und die Vokabeln am tiefsten aufzunehmen. Diese Herangehensweise enstammt teileweise der Annahme, dass ich dieses Werk zunächst STUDIEREN müsste, bevor ich es mit genügenden Verständis und Vergnügung lesen könnte.

Ich habe also zwei Fragen (um dies alles aufzuklären): 1) Reichen die Wörterbücher für so ein altes Werk? 2) Muss ich mich gut vorbereiten, um das ganze ohne Mühe und allein mit LingQ durchlesen zu können?

Ich freue mich sehr auf eure Meinungen.

BEARBEITUNG: Ich will auch deutlich machen, dass ich mich nicht von jenem Argument werde abschrecken lassen, dass in 2011 keiner so spricht wie in Faust oder irgendeinem anderen alten Roman. Mein Ziel mit der deutschen Sprache (als auch mit allen Sprachen, die ich lerne) is ein so breites Wissen über die Sprache und Kultur des Landes zu entwickeln wie möglich, und das erfordert (meiner Meinung nach) eine gute Kenntnisse der Literatur.

Was für ein Vorhaben, Hut ab! Ich selbst habe nur Faust I gelesen und das vor Jahren. Der Paralelltext scheint mir eine gute Idee zu sein. Erst einmal damit arbeiten und dann noch einmal das Vergnügen vertiefen.

Der Faust von Goethe ist eine Fundgrube für alle möglichen Zitate: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie… Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor…
Ich glaube, dass man den Faust durchaus mit Vergnügen lesen kann. Allmählich macht man sich mit der Sprache vertraut. Vielleicht ist es gut, zuerst ein Prosawerk von Goethe zu lesen, den Werther oder die Wahlverwandtschaften.
Was die Wörterbücher angeht, so glaube ich, dass Google (die Suchmaschine) das beste Nachschlagwerk dafür ist, wenn eine Form oder ein Ausdruck nicht in einem Online-Wörterbuch zu finden ist. Vielleicht findet man dabei Sekundärliteratur oder Glossare, die einem weiterhelfen können. Viel Spaß beim Lesen!

Ich lese “Der Prozess” von Kafka derzeit. Ich habe den Hörbuch von audible.de gekauft (http://goo.gl/zg1W0), und den Text in Internet gefunden. Kafka ist fantastisch: seine geheimnisvolle Lagen gefallen mir sehr, und seine Deutsch ist nicht so antiquiert. Als ich das Buch anfing (vor vier Tage), es war sehr schwierig (es gab vielen neuen Wörtern), aber ich finde das einfacher Tag für Tag. Ich brauche Geduld. Mein nächste Deutschsprachige Buch wird “Italienische Reise” von Goethe sein (http://goo.gl/dTnVv)

Kauf dir auf jeden Fall eine deutsche Faust-Version mit Anmerkungen (gibt’s zum Beispiel vom Reclam-Verlag). Dort werden im Anhang heutzutage ungebräuchliche Wörter erklärt und Hinweise zum besseren Verständnis gegeben. Alle anderen Wörter solltest du dann in normalen Wörterbüchern finden können. Ich denke, wenn du nicht sehr bewandert in deutscher Geschichte und Mythologie sein solltest, entgeht dir ohne eine Version mit Anmerkungen sehr viel vom Werk.

Danke für die Kommentare! Ja, ich glaube ich werde genau das machen, was Sebastian vorgeschlagen hat. Ich habe auch vor, zuerst ein paar andere Werke von Goethe zu lesen (besonders Die Leiden) wie Alleray erwähnt hat. Auf diese Weise werde ich wohl Erfolg finden, den Faust nicht nur zu lesen, aber auch zu verstehen (und hoffentlich auch mit Vergnügung).

Lieber Chris,
ich kann dir zu deiner Entscheidung nur gratulieren und zugleich möchte ich dir meine Hochachtung dafür aussprechen, dass du dich an ein solches Werk heranwagst. Ich weiß nicht, ob ich mir in irgendeiner der Sprachen, die ich spreche, etwas Vergleichbares zutrauen würde. Faust ist eine Fundgrube für jeden, der sich für die deutsche Sprache interessiert, aber auch die anderen Werke Goethes sind es wert, gelesen zu werden. Die Sprache mag auf den ersten Blick etwas fremd wirken, aber sie ist von solcher Kraft und Tiefgründigkeit, dass sie wohl auf ihre ganz eigene Art für immer aktuell bleiben wird. Gerade heute habe ich wieder Goethe gelesen. Vor allem in Zeiten des Trubels finde ich in seinen (aber auch anderen) Werken die Ruhe, die ich brauche, um wieder Kraft zu tanken. Von der sprachlichen Schönheit seiner Texte ganz zu schweigen, wobei man natürlich auch eine gewisse Liebe für diese Form der Sprachkunst in sich spüren muss, sonst wird es auf Dauer wohl eher ein Kampf mit Worten statt der verheißenen Freude. Jedenfalls wünsche ich dir alles Gute und viele schöne Stunden mit Goethe und anderen Werken in deutscher Sprache.

Die Werke Goethes sind doch nicht SO schwer zu lesen, oder? Sicherlich sind seine Sprache und sein Stil ein bisschen veraltet. Aber in Vergleich zu Thomas Mann ist es trotzdem relativ leicht (und Mann ist erst vor 55 Jahren gestorben!)

JayB: So true! Have you ever tried Joseph und seine Brüder? Faust ist ein Honigschlecken im Vergleich.

“Joseph und seine Brüder” - das war Manns letzes Werk, nicht wahr? Nein, habe ich nicht gelesen. (“Der Tod in Venedig” was enough to put me off TM for life!)

In der Bibliothek von meiner Schule habe ich einen Abteil von Büchern komplett in deutscher Sprache und habe mir auch gleich drei ausgeliehen: “Buch der Lieder” von Heinrich Heine, “Der Opfergang” von Rudolf Binding, und dann auch noch ein kurzes Buch über die Schweiz. Diese sind gar nicht so schwierig wie die oben erwähnten Werke, aber erzählt mal, wo holt ihr euch denn eure deutschsprachige Bücher? Bibliothek, Internet, Antiquitätenläden?

Z.B. hier findest du deutsche Bücher:
Projekt Gutenberg:
http://www.gutenberg.org/wiki/Main_Page
Projekt Gutenberg bei Spiegel:

Insgesamt findest Du auf meinem Blog eine Liste mit vielen Ressourcen aus dem Internet:
http://learninggerman.verasblogs.com/weitere-quellen-zum-deutschlernen/

Da ich es oben auch schon erwähnt habe klingt das jetzt vielleicht wie Schleichwerbung, aber ich war schon in einigen Ländern und finde dort in größeren Buchläden immer die kleinen Bücher von Reclam-Verlag in der Sprachenabteilung. Das sind meistens alte und moderne Literaturklassiker, die es einsprachig oder auch zweisprachig (orange Version) gibt. Die orangen Versionen gibt es auch für Englisch/Deutsch. Mit den zweisprachigen Versionen habe ich damals relativ früh angefangen einige russische Klassiker wie Tschechows “Die Möwe” oder Puschkins “Das Märchen von Zaren Saltan” auf Russisch zu lesen. Der Vorteil an Reclam ist, dass die Bücher sehr preiswert sind, so dass man sich immer gleich einen kleinen Stapel mitnehmen kann. Am Computer lese ich persönlich nicht gern.

Reclam ist leider nur auf dem deutschsprachigen Markt erhältlich (irgendeine Lizenzbegrenzung). Bei meinen Deutschlandbesuchen decke ich mich immer wieder Reclam Heftchen ein. Schon seit meiner Schulzeit haben mich diese Werke durch dick und dünn begleitet.

Also in Russland habe ich schon selbst Reclam-Bücher gekauft. In Finnland und Tschechien habe ich sie auch in einem Buchladen gesehen.

Sie sind auch in England erhältlich (in Uni-Buchhandlungen zumindest…)

UPDATE:
Genauer gesagt: zu meiner Zeit als Student waren sie schon erhältlich. Ich habe allerdings keine Ahnung, ob dies noch immer der Fall ist…

Das ist ja interessant! In all meinen Heften (egal welche Sprache) steht: Diese Ausgabe darf nur in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und in der Schweiz vertrieben werden. Deswegen konnte ich mir nie welche im Internet bestellen… Vielleicht stehen die ausländischen Ausgaben unter einer anderen Lizenz? Da muss ich doch gleich mal nach London…

@Sanne: Ich habe jetzt nachgeschaut. In einigen Büchern steht das tatsächlich drin. In den Russisch/Deutschen Bücher die ich habe findet sich aber nirgends so ein Hinweis. Auch in den meisten deutschen Büchern die ich hier habe gibt es den nicht (z.B. Theodor Fontane "Irrungen und Wirrungen oder Goethes “Die Leiden des jungen Werther”).

PS: Ich könnte mir vorstellen, dass das nur Werke betrifft die nicht in Deutschland gemeinfrei sind. Also Werke bei denen der Autor noch nicht 70 Jahre tot ist.

Das ist gut zu wissen. Ich werde mich tatsächlich demnächst mal in London umschauen, Ich habe da so einige Läden im Visier.

“Grant and Cutler”, eh? :wink: