"Artenschutz" für das Österreichische?

Vor geraumer Zeit habe ich einen Artikel von einem Sprachwissenschaftler gelesen, der sich ernsthafte Sorgen um den Fortbestand des Österreichischen gemacht hat. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, wurde mir bewusst, dass der Mann mit seinen Befürchtungen wohl gar nicht so schief liegt.

Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, möchte ich gleich vorweg festhalten, dass ich alles andere als nationalistisch eingestellt bin, aber dennoch eine starke Verbundenheit zu meiner Muttersprache empfinde und diese Muttersprache ist die österreichische Variante des Hochdeutschen. Außerdem habe ich so Manches, was ich hier schreibe, mit einem Augenzwinkern geschrieben.

Wie in allen anderen Ländern, gibt es auch in Österreich unterschiedliche lokale Dialekte, die alle ihren Reiz haben, aber es gibt auch so etwas wie das “Österreichische” insgesamt. Als ich noch zur Schule ging, gehörte das “Österreichische Wörterbuch” zur Standardausstattung mit Lehrbüchern. In der Zwischenzeit hat der Duden diesem Wörterbuch auch in vielen unserer Schulen den Rang abgelaufen.

Durch die immense Popularität der deutschen privaten Fernsehsender (RTL, SAT1 etc.) in Österreich ist es zudem zu einer deutlichen Beeinflussung der Alltagssprache gekommen.
In meiner Familie bin ich z. B. der Einzige, der noch nicht fortlaufend “Tschüss” anstatt “Servus” sagt. Trotzdem ist mir aufgefallen, dass auch ich in der Zwischenzeit Ausdrücke verwende, die ich vor einigen Jahren nicht verwendet hätte. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.

Natürlich gab es diese Entwicklung schon früher. So wurden die Paradeiser vielerorts schon lange durch Tomaten ersetzt und die Erdäpfel durch Kartoffeln. Auch der Jänner scheint langsam dem Januar weichen zu müssen. Der Feber hat dem Februar schon vor so langer Zeit Platz gemacht, dass die meisten jungen Leute in Österreich damit nicht einmal mehr einen Kalendermonat verbinden.

Da Sprache etwas Lebendiges ist, sind solche Entwicklungen wohl unausweichlich und an sich auch nichts Schlechtes. Persönlich finde ich es nur schade, wenn es dabei zu keinem wirklichen Austausch, sondern zu einer Verdrängung kommt. Im speziellen Fall liegt die Verantwortung dafür aber in erster Linie bei den Österreichern selbst.

Wenn ich in Touristenorte nach Tirol fahre, dann finden sich dort auf der Speisekarte Wörter, für die ich vor 10 Jahren wohl noch ein Wörterbuch oder zumindest eine eingehende Erläuterung des Kellners benötigt hätte. In der Zwischenzeit weiß ich aber natürlich, dass das für mich etwas unheimlich klingende “Eisbein” einfach unsere gute alte “Stelze” ist. Beides sehr schmackhaft bzw. “lecker”, wie das heute heißt.

Tja, und da kann es schon sein, dass man von den Leuten an der Rezeption nicht an das nächste Geschäft, sondern an den nächsten “Laden” verwiesen wird.

Spannend wird das Ganze insbesondere bei Diskussionen über den “richtigen” Artikel. Heißt es jetzt “der Keks” oder doch “das Keks”? “Der Joghurt” oder “das Joghurt”? Einer meiner Freunde meinte in diesem Zusammenhang vor ein paar Tagen, dass er sich einfach nicht an “das Keks” gewöhnen könne.

Da schaute (mein fünfjähriger Neffe würde wohl “gucken” sagen) ich ihn kurz verwundert an und meinte nur: “Was heißt hier “gewöhnen”? Wir haben doch immer “das Keks” gesagt.” Und schon entbrannte eine hitzige Diskussion. Laut Duden und Österreichischem Wörterbuch heißt es in Österreich “das Keks” und in Deutschland “der Keks”. Ganz so eindeutig wie ich dachte ist das aber wohl nicht, weil meine Schwägerin aus Niederösterreich angeblich in ihrer Kindheit auch “der Keks” sagte. Bum, so viel zur Solidarität der Niederösterreicher.

Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird uns nur mehr unser Akzent bleiben und der “Schmäh”, den man zum Glück nicht nur in Wien findet. Tja, und das “Granteln” wird wohl auch nicht so schnell verschwinden.

Im Übrigen gibt es nicht nur in Österreich Leute, die sich Sorgen um den Bestand ihrer lokalen Sprachvariante machen. Als Red Bull vor einiger Zeit eine Werbekampagne für sein Cola in Deutschland startete, löste das Unternehmen einen Sturm der Entrüstung in unserem Nachbarland aus.

Radiosender wurden mit Protestanrufen überhäuft, Leserbriefe füllten Zeitungen und so manches Plakat wurde kurzerhand von entsetzten Bürgern entfernt oder zumindest korrigiert. Der Stein des Anstoßes war die Tatsache, dass auf den Plakaten die Formulierung “das Cola” stand, während man in Deutschland “die Cola” sagt.

Ich vernahm die damaligen Nachrichten zugegebenermaßen mit einem gewissen Schmunzeln.

Letztendlich werden wir wohl dieser Entwicklung wenig entgegensetzen können. Ich werde zwar weiterhin bewusst und gerne typisch österreichische Ausdrücke und Formulierungen verwenden (ohne dadurch in irgendeiner Weise andere Sprachvarianten herabsetzen zu wollen), aber auf Dauer gesehen wird sich wohl das Bundesdeutsche auch bei uns verstärkt durchsetzen.

Das ist weder das Ende der Welt noch ein großes Unglück, ein bisschen traurig werde ich aber trotzdem sein, wenn ich mit meinem Österreichischen bald als Dinosaurier gelte.

Ich glaube, dass es ähnliche Entwicklungen auch bei anderen Sprachen gibt, die in mehreren Ländern gesprochen werden.

Wie gesagt, letztendlich ist das Ganze keine wirkliche Tragik und ganz “tschari gehn” wird das Österreichische dann ja wohl doch nicht. Das wäre mir dann nämlich auch nicht “powidl” oder “blunzen”. In diesem Sinne hoffe ich, dass sich auch Leute, die Deutsch als Fremdsprache lernen, für unterschiedliche Deutschvarianten interessieren, wobei es natürlich sinnvoll ist, sich zuerst mit der Variante zu beschäftigen, die von den meisten Leuten verstanden wird. Und das eine oder andere österreichische Wort, das ich hier verwendet habe, ist auch eher umgangssprachlich als der Hochsprache zugehörig.

In den meisten Fällen gibt es zum Glück auch keine Verständigungsschwierigkeiten durch die unterschiedlichen Varianten. Ob jetzt ein Österreicher drei Stunden an der Bushhaltestelle gestanden IST oder ein Deutscher gestanden HAT, bei Regen haben sie wohl beide keine besondere Freude. Und wenn ich in Deutschland oberhalb der Weißwurstgrenze wieder einmal beim Fleischer, pardon Metzger, einkaufen gehe, dann werde ich natürlich tunlichst darauf achten, bei der Mengenangabe für die Wurst Gramm und nicht Deka zu verwenden. Obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon durch mein “Grüß Gott” als Ösi zu erkennen gegeben habe.

Also, in diesem Sinne, allen Deutschlernenden weiterhin viel Spaß (bzw. “Spass” in Deutschland auf Grund der unterschiedlichen Aussprache, nach der sich die neue Rechtschreibung richtet) und nichts für ungut.

Servus :slight_smile:

Deinen Artikel fand ich als gebürtiger Amerikaner richtig faszinierend. Und dabei ist mir ja auch eingefallen, dass nicht nur die in Österreich üblichen verschiedenen sprachlichen Varianten wegfallen, sondern auch viele davon in Deutschland. Wie es mir meine so ungefähr vierzig-jährigen Freunde in Rheinland-Pfalz erklärt haben, spricht die jüngere Generation nicht mehr so oft die alten Dialekte, obwohl sie diese in der Regel gut verstehen können. Jedoch ist es wohl zu beachten, dass diese Mundarten in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise völlig aussterben könnten–darüber kann man ja auch ziemlich viel in deutschsprachigen Radiosendern hören. Das wird aber längst nicht nur von so einem Massenüberfluss vom Hochdeutschen verursacht, was in den letzten Jahren unzählige englische Lehnwörter bekommen hat.

Auch wenn wir nicht die gleiche Muttersprache teilen, kann ich deine Meinung einigermaßen empfinden. Vor einigen Monaten habe ich einen Artikel über eine alte Gemeinde von deutschsprachigen Leuten in Texas gelesen, deren Vorfahren im 19. Jahrhundert nach Amerika eingewandert waren. Ein Mann, der in der Gemeinschaft aufwachsen war, hat eine Bemerkung gemacht, die sich in meinem Gedächtnis verbrannt hat: “Things get lost when you do them in a different language. You lose a way of talking about the world, thinking about the world”. Und das ist eben ein wirklich starker Grund dafür, sich darum zu bemühen, den Erhalt der eigenen Sprache und Kultur zu versichern. Die im Deutschsprachraum lebenden Leute sind doch so facettenreich, so unterschiedlich mit ihren Mentalitäten und Denkweisen, so bunt–ist das etwas, was schon bald in der Zukunft als veraltet gelten könnte?

Also empfinde ich großes Mitgefühl für das, was du da schreibst. Inzwischen beschäftigt mich immer noch die Frage: Wie gehen wir nun am besten vor, diese Sprachen und die damit verbundenen Traditionen zu behalten? Wie du es schon mit den österreicherischen Dialekten erwähnt hast, liegt oftmals das Problem mit den Österreichern selbst, was für dich ziemlich frustrierend sein muss. Und dann kommt daneben zusätzlich noch die Frage, ob man es einfach lassen soll, um der unverhinderten Weiterentwicklung der alten Sprachen zuzuschauen. In meinen Augen ist das ein sehr kompliziertes und emotionales Thema, das sich mit keiner einfachen Lösung erklären lässt.

Lieber Matt! Vielen Dank für deine umfangreiche und sehr interessante Reaktion auf meinen Forumseintrag. Ich habe schon vorher einige deiner Beiträge gelesen und bin von Anfang an von deinen hervorragenden Deutschkenntnissen sehr beeindruckt gewesen. Wenn ich mich recht erinnere, bist du erst 17 Jahre alt und gehst noch zur Schule. Da finde ich es umso bemerkenswerter, dass du ein derart hohes Niveau im Deutschen erreicht hast.

Was Dialekte und sonstige (hochsprachliche) Varianten einer Sprache anbelangt, so ist deren Erhaltung wohl wirklich etwas schwierig, wobei es nicht um jeden Dialekt bzw. jede regionale Sprachvariante gleich schlecht bestellt ist. So sprechen die Leute in Tirol, aber auch in Salzburg, viel öfter im Dialekt als in so manch anderer Region Österreichs. Ich muss auch zugeben, dass ich selbst in der Zwischenzeit zu Hause sehr oft Hochdeutsch spreche - das ist wohl eine Auswirkung meines Berufs, weil ich als Dolmetscher natürlich dazu angehalten bin, bei meiner Arbeit eine relativ neutrale Sprache zu sprechen.

Wenn ich mir dann ein Familienvideo ansehe, das zu Feierlichkeiten wie Weihnachten und dergleichen gemacht wurde, komme ich mir manchmal schon etwas seltsam vor, wenn ich mich sprechen höre. Mir fällt zumeist gar nicht mehr auf, dass ich Hochdeutsch spreche, während der Rest meiner Familie zumindest großteils im Dialekt oder stark umgangssprachlich spricht.

Aber es gibt trotzdem noch genügend Momente, in denen ich umgangssprachlich und/oder im Dialekt spreche. Welche Sprachform ich verwende, hängt letztendlich auch von der jeweiligen Situation ab.

Das Hochdeutsche hat sicher viele Vorteile, weil es uns hilft, einander besser zu verstehen. Mit ein bisschen Entgegenkommen und Einfühlungsvermögen auf beiden Seiten ist es aber in den meisten Fällen problemlos möglich, dass sich ein Österreicher mit einem Deutschen unterhält, ohne dass einer von beiden Hochdeutsch spricht.

Ich habe erst vor wenigen Tagen mit meiner Mutter darüber diskutiert, wie sie gewisse Dinge auf Hochdeutsch sagen würde, die ich in unserem Gespräch im Dialekt formuliert hatte. Wir sind beide zu dem Schluss gekommen, dass die hochdeutsche Variante unseres Wortes nicht den vollen Bedeutungsumfang wie das Dialektwort hatte. Manchmal sind Dialekte facettenreicher und bunter, vielleicht auch deshalb, weil sie uns vertrauter sind und wir sie auch etwas bildhafter verwenden als hochsprachliche Varianten.

Wenn ich zum Beispiel das Wort “dastessen” verwende (für viele Dialekte gibt es keine verbindliche Schriftform, so dass ich die Wörter einfach so schreibe wie ich sie spreche), so ist dieses Wort für mich weitaus aussagekräftiger als sein Gegenstück auf Hochdeutsch, das soviel wie “stolpern” oder auch “verunglücken” bedeutet. Wir verwenden “dastessen” darüber hinaus aber noch in einem anderen Kontext. Wenn man zum Ausdruck bringen will, dass jemand sehr langsam ist und sich wohl keine Mühe gibt, seine Arbeit in einem vernünftigen Tempo zu verrichten (z. B. ein Kellner, der trödelt und Ewigkeiten braucht, bis er das Essen serviert), dann können wir im Dialekt sagen: Na der dastesst si oba a net grod.
Gemeint ist damit, dass sich der Kellner so langsam fortbewegt, dass er dabei wohl kaum ins Stolpern kommt.

Die Masse an englischen Wörtern, die bei uns im Deutschen oft kritiklos und manchmal wohl auch gedankenlos verwendet wird, stimmt mich auch ein wenig traurig. Ich habe natürlich überhaupt nichts gegen Fremdsprachen, ganz im Gegenteil. Aber gerade, weil mich Sprachen faszinieren, finde ich es schade, wenn man verabsäumt, die eigene Sprache zu pflegen.

Eines der fürchterlichsten Wörter, das seit ca. 4 bi 5 Jahren in Österreich verwendet wird, ist das Wort “voten”. Dieses Wort hat mit Gesangswettbewerben bzw. Talente-Shows im Stil von “American Idol” bei uns Einzug gehalten (“Show” ist übrigens ein Wort, das von vielen ohnehin schon als deutsches Wort gesehen wird). Das korrekte deutsche Wort dafür wäre einfach “abstimmen”. Es mag Fälle geben, wo es sinnvoller ist, einen kurzen, prägnanten Begriff aus einer anderen Sprache zu übernehmen. Dagegen habe ich auch überhaupt nichts. Aber Wörter wie “abstimmen” durch solche sprachlichen Ungetüme wie “voten” zu ersetzen finde ich einfach nur grauenhaft.

Als Übersetzer habe ich auch immer wieder damit zu kämpfen, dass Kunden auf die Verwendung von “neudeutschen” Begriffen (die zumeist aus dem Englischen stammen) bestehen, weil diese Begriffe angeblich griffiger seien als deren deutsches Gegenstück. So ist bei uns auch schon das kleinste Dorffest ein “Event” und der Ausverkauf zum “Sale” geworden.

Die ganze Thematik ist sicher relativ komplex und man muss auch aufpassen, dass man als Fürsprecher des Erhalts lokaler Sprachvarianten nicht von der falschen Seite Beifall gespendet bekommt. Damit meine ich Nationalisten, Faschisten usw., die sich gerne solcher Themen bedienen, um Stimmung gegen alles Fremde oder Andersartige zu machen. Daher habe ich am Anfang meines Beitrags auch klargestellt, dass ich mit solchen Leuten nichts am Hut habe.

Das Einzige, was ich tun kann ist, dass ich meinen Dialekt und meine österreichische Variante des Hochdeutschen pflege, indem ich beides aktiv verwende. Natürlich werde ich auch weiterhin immer dann auf Hochdeutsch sprechen, wenn sich das in der jeweiligen Situation als die bessere Lösung darstellt. Im Übrigen finde ich das Hochdeutsche sehr schön und ich spreche es wirklich gerne. Dennoch möchte ich nicht ganz auf die anderen Sprachvarianten verzichten, weil mich ein solcher Verzicht als Mensch ärmer machen würde.

Abschließend möchte ich dir nochmals für deinen interessanten Kommentar danken und dir zu deinen Deutschkenntnissen gratulieren. Ich habe gelesen, dass du im Sommer vielleicht in die Schweiz reisen wirst. Da die Schweiz nicht so weit von Österreich entfernt ist, können wir uns vielleicht sogar einmal persönlich zu einem Gespräch treffen.

@Robert: Danke für das Teilen Deiner Gedanken, Robert. Das ist ein Thema, das mich auch schon oft bewegt hat. Bei uns ist der lokale Dialekt betroffen. Als Kind habe ich diesen Dialekt noch gesprochen, aber durch Schule, Universität und Beruf habe ich irgendwann fast nur noch Standarddeutsch gesprochen. Nachdem ich dann ein paar Jahre in Ostdeutschland gelebt habe und dort überhaupt keinen Dialekt mehr gesprochen und gehört habe, habe ich meinen eigenen Dialekt zu sprechen verlernt. Ich verstehe ihn natürlich noch, aber ich müsste regelrecht üben, um ihn wieder richtig sprechen zu können.

Ein anderes Problem ist die hohe ‘Mobilität’, die heute von uns gefordert wird. Mehr als die Hälfte der Bewohner unseres Dorfes stammen gar nicht von hier, sondern aus anderen Regionen Deutschlands und können daher den Dialekt natürlich nicht. Die Bevölkerung vermischt sich immer mehr und auch dadurch gehen Eigenheiten verloren. Meine Mutter stammt zum Beispiel aus dem Sudetenland und ist erst nach dem Krieg hierher gekommen. Und deshalb spricht sie natürlich auch nicht den lokalen Dialekt. Ich habe ihn als Kind von meiner Oma und meinem Vater gelernt.

Und meine Tochter? Sie kann den Dialekt gar nicht mehr, da ich ihn ja nicht mehr sprechen kann. Es ist wirklich schade, aber ich weiß nicht, wie ich das verhindern soll.

Auf der anderen Seite lernt sie Englisch und Französisch, ebenso wie ich, und ich verwende meine Energie auch lieber darauf. Da muss ich mir gegenüber dann auch ehrlich sein. Ich habe da also irgendwo auch gemischte Gefühle, da ich rational nachvollziehen kann, warum der Dialekt verschwindet, auf der anderen Seite es dabei auch bedauere.

Bezüglich der kritiklosen Übernahme von Anglizismen teile ich Deine Meinung.

@Matt: Ich kann mich Robert nur anschließen. Dein Deutsch ist wirklich auf einem hohen Niveau. Und ich finde auch, dass die Sprache ein Teil der Kultur ist.

Ich habe mich vor einiger Zeit mal mit einem Luxemburger unterhalten. In Luxemburg sind neben Luxemburgisch auch noch Deutsch und Französisch offizielle Amtssprachen. Die Printmedien erscheinen vor allem auf Deutsch und der Luxemburger erzählte mir, dass seine Tochter immer deutsche Kinderprogramme im Fernsehen schaut. Aufgrund der hohen Immigration gibt es sehr viele Bürger, die kein Luxemburgisch sprechen. Die Sprache könnte dort immer mehr an Bedeutung verlieren. Wer weiß, vielleicht stirbt sie gar einmal aus, wenn diese Sprache als nicht ‘wichtig’ erachtet wird. Hier kann man mehr über die Sprachen in Luxemburg nachlesen: Luxemburg – Wikipedia

ad Veral:
Ich spreche auch nicht den lokalen Dialekt, sondern eher eine Art Mischmasch. Das kommt daher, dass ich aus einer Familie von “Reisenden” stamme und wir immer sehr viel unterwegs waren. Meine Mutter entstammt einer Zirkus- und mein Vater einer Schaustellerfamilie. Wir Kinder sind fast alle in einem anderen Bundesland geboren. Wir waren - auch zu meiner Schulzeit - oft von März bis Oktober in den verschiedenen Regionen Österreichs unterwegs, so dass wir auch mit unterschiedlichen Dialekten konfrontiert waren.

Meine Neffen und Nichten, die ausschließlich in unserem jetzigen Heimatort aufgewachsen sind, sprechen viel öfter im lokalen Dialekt als wir das tun (wobei ich persönlich den lokalen Dialekt überhaupt nicht sprechen kann).

Ich wollte auch nicht zum Ausdruck bringen, dass ich mir vergangene Zeiten zurückwünsche. Alles in allem ist die österreichische Gesellschaft heute viel offener und freier als sie das in meiner Jugend war. Sie ist auch viel internationaler geworden und das finde ich gut.

Vielleicht ist das Zurückdrängen von lokalen Sprachvarianten der Preis, den man dafür bezahlt - zumindest zum Teil. Ich gebe aber nicht die Hoffnung auf, dass man Altes bewahren und Neues aufnehmen kann. Ich verschließe mich ja auch nicht anderen Sprachen, nur weil ich eine enge Verbundenheit mit meiner eigenen Muttersprache empfinde.

Letztendlich muss aber wohl jeder für sich selbst die entsprechenden Entscheidungen treffen. Wenn unterm Strich eine offenere und friedlichere Gesellschaft herauskommt, dann bin ich schon sehr glücklich.

Volle Zustimmung!

Dieser Thread gefällt mir sehr gut! Ich habe den kompletten Thread gelesen und “geLingQen” und ich bin sehr glücklich über das Ergebnis! Ich möchte sagen, wie glücklich ich bin, diesem Thread in Deutsch hier zu sehen.

Danke LoveLanguages :wink:

ad Maria: Es freut mich sehr, dass du diesen Thread für so nützlich hältst, dass du ihn sogar für deine Lernübungen verwendest. Ich hoffe, in Zukunft auch noch mehr Kommentare im deutschen Forum schreiben zu können. Im Vergleich zum englischsprachigen Forum scheint es ein wenig verwaist zu sein (abgesehen von den lobenswerten und zahlreichen Beiträgen, die immer wieder von Veral kommen).

Das stimmt! Vera auch natürlich. Sie hat gesagt, dass dies eine Frage ist, die sie auch schon oft bewegt hat.

Ich freue mich auf weitere Beiträge :slight_smile:

While English threads run on and on, German ones hardly ever reach 3 pages and usually peter out rather quickly.

Ich danke dir und Vera und allen anderen, die diese Initiative ergriffen haben.

Robert, ich finde Deine Beiträge immer sehr interessant, egal ob auf Deutsch oder Englisch und ich versuche alles zu lesen, was Du schreibst. Ich gestehe, dass ich nicht so viel im Forum schreibe, weil ich gemerkt habe, dass das sehr viel Zeit kostet und die verwende ich persönlich lieber um Lektionen zu erstellen oder um zu lernen. Und die Beteiligung war doch immer sehr verhalten, was auch nicht wirklich motiviert. Das hier weniger geschrieben wird als im englischsprachigen Forum liegt sicher auch daran, dass es weniger Mitglieder gibt, die Deutsch sprechen bzw. es lernen. Englisch sprechen hingegen fast alle, was es zu einer universalen Sprache hier macht. Ich werde aber versuchen, mich auch an deutschsprachigen Diskussionen zu beteiligen (wenn ich etwas dazu beitragen kann).

Maria hat mich auf eine Idee gebracht. Warum vertonst Du nicht ein paar Deiner Beiträge und stellst sie als Lektionen ein? Z.B. unter “Roberts Gedanken” oder einem ähnlichen Titel.

Liebe Vera, vielen Dank für deine netten Worte. Ich bin grundsätzlich gerne bereit, einige Texte als Lektionen für Deutschlernende zu erstellen. Mir ist aber nicht ganz klar, wie ich das machen müsste. Kann ich die Tonaufnahmen mit Audacity machen? Diese Software verwende ich, wenn ich mich selbst beim Üben meiner Sprachen aufnehme. Ich bin mir aber auch nicht sicher, inwieweit wirklich Interesse an solchen Texten bestehen würde. Vielleicht können wir das einmal in einem Chat via skype näher erläutern.

Lieber Robert, ich mache die Aufnahmen immer mit Audacity. Mit MP3tag bearbeite ich dann die Tags und füge ein Bild hinzu (das ist aber kein Muss). Versuche von Anfang an vernünftige Dateinamen und ggf. eine Nummerierung zu verwenden.
Ich denke, es wird Interesse da sein, aber man darf nicht zu hohe Erwartungen haben, denn leider gibt es auf LingQ nicht so viele Fortgeschrittene. Meine Lektionen für Anfänger werden deutlich öfter verwendet als die Lektionen für Mittelstufe und Fortgeschrittene. Trotzdem mache ich gerade für diese Gruppe sehr gerne Lektionen, weil sie sehr dankbar dafür sind. Wir können gerne mal miteinander via Skype sprechen. Ich hätte heute ab 21 Uhr Zeit oder morgen so um 15 oder 16 Uhr.

Ich bin mir aber auch nicht sicher, inwieweit wirklich Interesse an solchen Texten bestehen würde.

Robert, was die Interesse betrifft, da muss ich auch bestätigen, dass ich mir alle deine jüngste deutschsprachige Beiträge (nämlich darunter auch diesen ganzen Forum-Thread) als LingQ-Lessons importiert und in solcher Weise sehr gern gelesen habe.

ad eugrus: Es freut mich wirklich, dass du meine Beiträge für so nützlich hältst, dass du sie sogar als Lektionstext verwendest.

Na schau mal an, das macht schon zwei!

IlovelanguagesII
Ich wäre auch dafür, dass du solche Beiträge “aus Deinem Mund” veröffentlichst (oder wie ist das Konjunktiv veröffentlichest glaube ich). Ich lese sie auch gerne. Ich wäre besonders interessiert, wenn du weiterhin im feinstem deutsch dich ausdrückest (Konjunktiv). Da lernt man immer den einen oder anderen Ausdruck.

@Marianne10 Warum aber Konjunktiv I? Ich glaube, da müsste Konjunktiv II stehen =)

"Robert, was die Interesse betrifft, da muss ich auch bestätigen, dass ich mir alle deine jüngste deutschsprachige Beiträge (nämlich darunter auch diesen ganzen Forum-Thread) als LingQ-Lessons importiert und in solcher Weise sehr gern gelesen habe."Zitat von eugrus.
Ich habe auch so gemacht.
Ich würde mich sehr freuen wenn wir auch “sound files” hatten.

ad ghenders et al: Ich muss zugeben, ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Leute für meine Einträge interessieren. Das mag aber auch daran liegen, dass im deutschen Forum relativ wenige Beiträge geschrieben werden und daher die Möglichkeiten, Texte als Lektionen zu importieren, relativ spärlich gesät sind. Abgesehen von Vera, die - das kann ich nur immer wieder betonen - geradezu Unglaubliches für LingQ leistet, gibt es glaube ich kaum jemanden, der deutsche Texte für Lernende zur Verfügung stellt. Jolanda trägt mit ihrem charmanten schweizerischen Deutsch natürlich auch viel zu der Abwechslung bei, die ich an den Deutsch-Lektionen schätze (ich höre mir rein aus Interesse auch immer wieder die eine oder andere Lektion an).

Ich werde mich bemühen, in absehbarer Zeit meine bisherigen Einträge zu vertonen. Ich bin in den nächsten Tagen auf mehreren Konferenzen, werde mich aber danach an die Arbeit machen. Ich habe vor Ewigkeiten einen Blog eingerichtet, diesen aber nie wirklich genutzt. Vielleicht werde ich ihn genau zu diesem Zweck reaktivieren. Auf diese Weise könnten die Texte und Aufnahmen auch Leuten zur Verfügung stehen, die keine zahlenden Mitglieder sind bzw. LingQ nicht nutzen.

Ich muss mir die genaue Vorgangsweise aber noch durch den Kopf gehen lassen. Der Gedanke, mit kurzen Texten zu verschiedenen Themen, die mich - und hoffentlich auch andere - beschäftigen, Menschen unterstützen zu können, die Deutsch lernen, ist jedenfalls ein sehr reizvoller Gedanke und entspricht auch dem Gemeinschaftsgeist, den ich an Plattformen wie dieser so sehr schätze.

ad ghenders: “sound files” würde ich im Deutschen übrigens als “Tondateien” bezeichnen. Gerade im Computer-Bereich werden jedoch auch hierzulande fast immer die englischen Begriffe verwendet. Ich verwende zumeist deutsche Begriffe, es sei denn, mein Gegenüber kann damit überhaupt nichts anfangen.